Author Archives: deBerka

Februar 2022

1903 kommt es auf Drängen der Rheinberger Bürger zur Neugründung der „Schola Berkensis“ als private Rektoratschule mit humanistischer Lehrverfassung in der Trägerschaft der katholischen Kirchengemeinde St. Peter. Man hatte erkannt, daß der gesellschaftliche Wandel (Technisierung, Industrialisierung) nach vertiefter Bildung verlangte.

Erster Schulleiter wird der 26-jährige Kaplan Aloys Wittrup aus Everswinkel in Westfalen. Mit acht Schülern beginnt am 1. Oktober der Unterricht im Hause van Elsbergen an der Kamper Straße.

Januar 2022

Das Photo für den Januar 2022 zeigt die alte Rheinberger Lateinschule kurz vor dem Abriß 1919. Rechts ist ein kleiner Teil des mittlerweile restaurierten Hauses „Weißer Rabe“ zu sehen.

Die Rheinberger Lateinschule, Keimzelle des heutigen Amplonius-Gymnasiums, zählt zu den ältesten Schulen im deutschen Sprachraum. Im Gegensatz zu den Stiftsschulen (z.B. in Xanten) handelt es sich bei der Lateinschule in Rheinberg um eine Lehranstalt in städtischer Trägerschaft (Ratsschule), wie verschiedene Stadtrechnungen und das Gelöbnis von Rheinbergs Bürgermeister und Magistrat am 20. April 1433 belegen. Die erste Erwähnung einer Lateinschule in Berka stammt aus dem Jahr 1337. Der erste uns bekannte Schulleiter in einer langen Reihe ist ein Priester namens Wiricus.

Wie eine Urkunde des Rheinberger Pfarrarchivs belegt, liegt das Schulgebäude in der Nähe der Kirche. Eine städtische Urkunde vom 23. Juni 1388 bezeichnet den Ort, an dem sich die Lateinschule befindet: „an der Steege“, die am Haus der Jungfer Sophia von Husen vorbeiführt.

1889 schließt die „Schola Berkensis“ nach ungefähr 600-jährigem Bestehen ihre Pforten. Von nun an werden begabte Rheinberger Schüler durch Geistliche der Kirchengemeinde St. Peter privat unterrichtet.

Dezember 2021

Parabole Salomonis, ecclesiastes, liber sapiencie et cantica canticorum, glosate.

Das Kalenderblatt für Dezember 2021 zeigt den Anfang von Vers 5 des 1. Kapitels der Sprüche Salomos in einer Handschrift aus dem frühen 13. Jahrhundert, Herkunftsland wahrscheinlich Italien (CA 2° 52). Die Initiale „A“ (in der Miniatur Kriechtiere und Blütenblätter) markiert den Beginn des (kommentierten) Bibeltextes „Audiens sapientis sapientior erit, et intellegens gubernacula possidebit“.

„lsti sunt libri quos ego Amplonius habeo in sacra theologia”

Die theologische Abteilung des Bücherkatalogs, den Amplonius eigenhändig um 1410 für seine 633 Codices angelegt hat, zeichnet sich durch eine große Breite an theologischem Wissen unterschiedlicher Provenienz aus. Grundlage des Theologie-Studiums war natürlich die lateinische Bibel, von der Amplonius in seiner Bibliothek mehrere besaß. Sein Bücherkatalog beginnt das Kapitel „De theologia“ mit drei Bibelausgaben:

– „1. Primo siquidem biblia, infrascriptos libros in se continens: …“ [es folgt eine detaillierte Aufzählung aller Teile der Bibel].

– „2. Item biblia media, prescise eosdem libros et prologos continens quos prima maior …”.

– „3. Item biblia minor, eciam eadem continens que media immediate precedens preter excerptum epistole Iheronimi de alphabeti Hebraici interpretacione.”

Diese drei Exemplare der Bibel sind heute nicht mehr vorhanden.

Nach dem Willen des Amplonius sollte während der Mahlzeiten im Collegium Amplonianum aus der Bibel vorgelesen werden und die Theologie-Studenten seines Kollegs sollten die Bibel als erstes lesen und lernen: „Item statuo et ordino quod applicatus theologie primo bibliam cum suis prologis studeat …“

Weiterhin empfahl Amplonius den Theologie-Studenten seines Kollegs die Schriften der Kirchenväter wie z.B. Augustinus, Chrysostomus oder Hieronymus, die natürlich in der Amploniana genauso vorhanden waren wie u.a. die Schriften von Nikolaus von Lira, Wilhelm Brito, Durandus de Alvernia, Bonaventura (da Bagnoregio), Beda etc. etc.

Die angehenden Theologen legt Amplonius aber nicht auf eine bestimmte Lehrmeinung fest, vielmehr stehen die unterschiedlichen theologischen Schriften seiner Bibliothek und die Statuten für das Collegium Amplonii für ein offenes, philosophisch-theologisches Denken, das theologische Probleme ernsthaft und sachlich erörtert, ohne sich an bestimmte Lehrsätze und –autoritäten festzumachen und von vornherein zu binden. Diese Einstellung des Amplonius findet sich auch in den modernen Lehrauffassungen der neugegründeten Erfurter Universität wieder.

Neben der Bibel besitzt Amplonius zahlreiche Handschriften, in denen Bibeltexte und Kommentare dazu kunstvoll miteinander in Beziehung stehen, so wie die hier abgebildete Seite der Sprüche Salomos (Kap. 1 Vers 5) in der Übersetzung aus dem Hebräischen von Sophronius Eusebius Hieronymus (geb. 347, gest. 420).

Das Blatt ist in drei Spalten eingeteilt. In der mittleren Spalte steht der Bibeltext, versehen mit einer kunstvollen, farbigen Initiale, mehrmals nach links über die mittlere Spalte hinausgehend und in großer Schrift mit breitem Zeilenabstand; die beiden anderen Spalten sind für den Kommentar vorgesehen, der in kleinerer Schrift und fortlaufend mit engerem Zeilenabstand niedergeschrieben ist.

Amplonius-Kalender 2022

Liebe Freundinnen und Freunde von Amplonius-Novus, liebe Amplonianerinnen und Amplonianer,

wie im letzten Jahr, so macht es auch jetzt Corona wieder unmöglich, den Kalender der Stiftung Amplonius Novus direkt auf dem Advents-Fest des Gymnasiums zu verkaufen, da die beliebte Veranstaltung leider pandemiebedingt ausfällt. Eine andere Möglichkeit, unseren Kalender in größeren Mengen „an den Mann oder die Frau zu bringen“, existiert leider nicht.

Das Robert Koch-Institut (RKI) rät aktuell „dringend dazu, größere Veranstaltungen möglichst abzusagen oder zu meiden, aber auch alle anderen nicht notwendigen Kontakte zu reduzieren“.

Schon der Mediziner Amplonius de Berka hatte sich zu der großen Epidemie seiner Epoche, der Pest, ähnlich geäußert und dringend empfohlen, „das dw nit geest zw vill lewtten“. Man möge möglichst keine fremden Wohnstuben und Häuser besuchen, da hier ein großes Potential für gegenseitige Ansteckung vorhanden sei („wan ains das ander vergifft“). Wie sich die Dinge doch gleichen …!

Wie im Vorjahr sind wir daher das Risiko nicht eingegangen, einen Amplonius-Kalender für 2022 drucken zu lassen, sondern bieten unseren Kalender als PDF-Datei auf unserer Homepage gratis zum Herunterladen (und eigenen Ausdruck) an.

Der Kalender der Stiftung Amplonius Novus für 2022 trägt den Titel „Schola Berkensis“ und präsentiert 12 Photos aus der Geschichte des Rheinberger Gymnasiums bis in die 1970er Jahre. Eine weitere PDF-Datei mit Erläuterungen zu den Kalenderblättern steht ebenfalls zum Download bereit.

Beide Dateien befinden sich hier:

Amplonius-Kalender-2022-Schola-Berkensis-klein.pdf

Amplonius-Kalender-2022-Schola-Berkensis-Erlaeuterungen.pdf

Sowohl der Kalender als auch die dazugehörigen Erläuterungen können kostenlos von der Stiftungshomepage heruntergeladen werden. Wir wären jedoch sehr dankbar, wenn Nutzer die Arbeit der Stiftung mit einer Spende unterstützen würden. Unsere Bankverbindung bei der Sparkasse am Niederrhein lautet: IBAN DE40 3545 0000 1101 0368 44.

November 2021

Das Kalenderblatt für den November 2021 zeigt die Initiale „P“ am Anfang des 2. Teils des theologischen Traktats „Summa de virtutibus et viciis“ von Wilhelm von Auvergne (CA 2° 141).

Wilhelm (lat. Guillelmus Alverniensis, franz. Guillaume d’Auvergne) war seit 1228 Bischof von Paris (Episcopus Parisiensis). Er starb 1249 in Paris. Das in der Amploniana vorhandene Manuskript wurde um 1410 geschrieben, der Entstehungsort ist nicht bekannt.

Der Text beginnt folgendermaßen: „Post hec aggrediemur cum dei auxilio partis huius sume de virtutibus partem secundam …“.

Oktober 2021

Das Kalenderblatt für den Oktober 2021 entstammt einer weiteren medizinischen Schrift aus der Amploniana: CA 2° 240: Guilelmi Placentini practicae libri (Wilhelm Placentinus von Saliceto: Vier Bücher der praktischen Medizin). Handschrift aus dem frühesten 14. Jahrhundert, evtl. noch 13. Jahrhundert, verziert mit interessanten Miniaturen aus der medizinischen Praxis.

Wilhelm Placentinus von Saliceto (geb. nach 1210, gest. um 1286) war ein Mediziner und Chirurg aus der Lombardei. Er studierte Medizin in Bologna, der wohl ältesten Universität Europas, promovierte dort und wurde dann Stadtarzt in Verona, wo er aber nur relativ kurz blieb, um sodann als Professor der Medizin an die Universität von Bologna zurückzukehren.

Er war der erste große Chirurg in Westeuropa. Zusammen mit anderen war Wilhelm von Saliceto Wegbereiter der chirurgischen Anatomie und (Mit-) Begründer der Chirurgenschule in Bologna.

Von Wilhelm von Saliceto sind in der Bibliotheca Amploniana mehrere Schriften vorhanden. Der Codex mit den Vier Büchern der praktischen Medizin kommt nach 1412 in die Bibliothek, das 4. Buch beschäftigt sich mit der Nützlichkeit zusammengesetzter, gemischter Medikamente. Folglich ist auf der vorliegenden Seite in der Initiale „L“ ein Arzt bei der Herstellung einer Arznei dargestellt: „Liber quartus incipit in quo determinabitur de medicinis compositis et simplicibus …“

Die Miniatur unten auf der Seite – Initiale „C“ – zeigt die Verteilung von hergestellten Arzneien an Patienten.

Vorstandssitzung 2021

Am 26. August 2021 hat der dreiköpfige Stiftungsvorstand getagt. Nach einem Überblick über die Finanzen von Amplonius NOVUS – die Stiftung gehört mit ihrem Stiftungskapital nach wie vor zu den kleinen Stiftungen, die unter dem Dach der Sparkasse am Niederrhein geführt werden – danach also widmete sich der Vorstand den Förderaktivitäten:

Im Förderjahr 2021 wurden vier Abiturientinnen/Abiturienten des Amplonius-Gymnasiums, die einen Abschluß mit dem Notendurchschnitt 1,0 erreichten, mit einem Büchergeld von je 100 EUR für ihren Start in ein Hochschulstudium gefördert.

Damit hat die Stiftung – beginnend mit den zwei besten Amplonianern des Abitur-Jahrgangs 2013 – bis heute insgesamt 3.400 Euro als Büchergeld für die besten Abiturientinnen und Abiturienten des Amplonius-Gymnasiums zur Verfügung gestellt.

Im zurückliegenden Studienjahr wurden zwei Amplonianerinnen und ein Amplonianer mit einem Stipendium von monatlich 100 EUR durch Amplonius NOVUS unterstützt. Die drei Stipendiaten haben Anträge auf Fortsetzung der Förderung gestellt. Ihren jeweiligen Jahresberichten und Notenübersichten war zu entnehmen, daß sie in ihrem Studium (2 x Medizin, 1 x Lehramt) erfolgreich gearbeitet haben, weshalb der Stiftungsvorstand einstimmig der Meinung war, das Amplonius-Stipendium für ein weiteres Jahr fortzusetzen.

Im Studienjahr 2014/2015 hat Amplonius NOVUS damit begonnen, den ersten Absolventen des Rheinberger Gymnasiums mit einem kleinen Stipendium zu fördern. Mittlerweile hat unsere erster Stipendiat sein Studium erfolgreich beendet; er schreibt über das Amplonius-Stipendium: „Ich möchte mich noch einmal ausdrücklich bei der Studienstiftung Amplonius Novus bedanken. Ohne dieses Stipendium hätte ich vermutlich einigen meiner wissenschaftlichen Interessen nicht in diesem Umfang nachgehen können. Auch das Studium wäre deutlich aufwändiger gewesen, wenn ich mich parallel noch um eine Finanzierung hätte kümmern müssen.“

Aktuell werden drei Studierende durch eine monatliche Beihilfe in Höhe von 100 Euro unterstützt. Bis zum Ende des Studienjahres 2021/2022 werden wir insgesamt 18.000 Euro für die Förderung von Rheinberger Studenten ausgegeben haben.

Möglich werden all unsere Aktivitäten nur durch die Unterstützung engagierter Freundinnen und Freunde sowie Förderer von Amplonius NOVUS.

Dafür bedanken wir uns sehr herzlich! Ohne die großzügigen Spenden und Zuwendungen wäre unsere Arbeit in diesem Umfang nicht möglich.

Sollten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, die Arbeit der Studienstiftung Amplonius NOVUS ebenfalls unterstützen wollen, finden Sie hier unser Konto bei der Sparkasse am Niederrhein. Die IBAN lautet:

DE40 3545 0000 1101 0368 44 (BIC: WELADED1MOR).

Wir freuen uns über jeden Betrag in jedweder Höhe. Natürlich versenden wir auch zu Jahresbeginn entspr. Spendenquittungen.

September 2021

September     CA 2° 287: Hippocratis aphorismi a Galieno commentati – Aphorismen des Hippokrates mit einem Kommentar von Galen in der Übersetzung von Constantinus Africanus.

Die Hauptinitiale links auf der Seite zeigt ein ca. 17 cm großes rotes „P“: „Prefacio domini constantini affricani montis cassiensis monachi ad glauconem discipulum suum. Licet peticionibus tuis continuis …“

Die Initiale „U“ zeigt „ein größeres bunt ausgeführtes lebendiges Bild einer ärztlichen Consultation, das durch die Tracht einer weiblichen Figur für die damalige Zeit äußerst characteristisch ist“ (Schum, aaO, S. 195). Die Miniatur zeigt einen Arzt mit Uringlas, der zu einem Patienten spricht. Im Hintergrund ist das Labor des Arztes zu sehen sowie eine weitere Person.

Der Text beginnt: „Uita breuis, ars vero longa, tempus autem acutum experimentum vero fallax iudicium autem difficile …“ „Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang, die Gelegenheit vorübergehend, die Erfahrung verräterisch, die Beurteilung schwierig …“

Der Kommentar beginnt acht Zeilen danach mit der blauen Initiale „P“: „Plurimi interpretes huius libri …“

Constantinus Africanus (gest. um 1087) war ein nordafrikanischer medizinischer Forscher, Fachautor und Übersetzer an der medizinischen Schule von Salerno in Süditalien. Durch seine Übersetzungstätigkeit – er übersetzt z.B. Hippokrates und Galen – wird auch die praktische arabische Medizin für die Ärzte im mittelalterlichen Europa zugänglich. Von Salerno aus gelangen die Erkenntnisse und Lehrbücher an die Universitäten von Bologna und Paris und natürlich auch nach Erfurt und in die Amploniana.

Die Handschrift Hippocratis aphorismi a Galieno commentati wurde am 9. Dezember 1468 durch den Rheinberger Studenten Hermann Umbehouwen „in stuba“ des Collegium Amplonianum vollendet. Es existiert am Schluß der folgende Eintrag: „Expl. amph. Yp. cum comm. G. per Hermannum Umbehouwen de Bercka a. D. millesimo quadringentesimo scxagesimo octavo die vero nona mensis Decembris in stuba eiusdem B. collegii Porte celi Amploniani.“

Hermann stammt aus Rheinberg und wird 1458 als 41. Kollegiat am Collegium Amplonianum aufgenommen. 1467 wird er magister artium und studiert dann Medizin. Er promoviert nicht in Erfurt und ist nach seinem Studium Arzt in Stendal und Lüneburg.

In der Bibliotheca Amploniana findet sich unter der Signatur CA 4° 218 eine von Umbehouwen gestiftete Sammlung medizinischer Texte.

Nicht geklärt ist, ob dieser Hermann Umbehouwen identisch ist mit jenem „dankbaren Schüler namens Unbehoven aus Rheinberg“, der laut Paul Feltes „am Anfang des 16. Jahrhunderts einen neuen Grabspruch in lateinischer Sprache“ in St. Aposteln zu Köln anbringen ließ. Nachfolgend der von Feltes veröffentlichte Text:

„Dieses bescheidene Grab birgt Amplonius sterbliche Reste. / Kalter, nüchterener Stein deckt ein ruhmvolles Leben zu. / Aber weil er sein Leben erhabener Weisheit gewidmet hat, / gegen Unglück den Kampf mit tapferem Herzen aufnahm, / schenkte ihm Gott ein gutes Geschick, Reichtum und klugen Rat. / Ewig wird die Nachwelt ihm dankbare Kränze winden, / niemals geht er ein in der Vergessenheit Grab.“

Feltes‘ Quellen bleiben im Dunkeln; sicher aber ist das Epitaph aus der Feder des Erfurter „poeta laureatus“ Christophorus Aulaeus, das dieser in seinen „Luctuum libri duo“ aufnahm, einer Sammlung von Trauergedichten, die er 1547 veröffentlicht hat.

August 2021

CA 2° 319 aus dem frühen 14 Jahrhundert und italienischer Herkunft. Thomas von Aquin: Questiones de veritate. Schum, aaO, S. 221: „Initialen der Hauptabschnitte in bunten Farben auf Goldgrund mit großen um den ganzen Text herumreichenden Arabesken, phantastisch gestaltete Vögel zumeist u. einmal gut getroffene Scenen einer Hasenjagd enthaltend; im Inneren des 1. Initials ist eine Vorlesung eines Dominicaners vor Ordensbrüdern dargestellt.“

Thomas von Aquin (1225-1274) war ein italienischer Dominikaner und einer der bedeutendsten Kirchenlehrer der römisch-katholischen Kirche. Er ist einer der einflußreichsten Philosophen, und seiner Wirkungsgeschichte in der Philosophie des Mittelalters nach zu urteilen gehört er zu den großen Denkern seiner Zeit, dessen Werk noch heute auf praktisch allen Feldern philosophischer Problemstellungen Anregungen zu geben vermag.

In seinen „Questiones disputatae“, seinem in philosophischer Hinsicht bedeutendsten Werk, geht es Thomas von Aquin um die möglichst umfassende Disputation von Sachfragen nach der Maßgabe der intellektuellen Vernunft vor dem Hintergrund überlieferter Auffassungen. Abgehandelt werden die großen Themen der Metaphysik und Erkenntnislehre, die den Menschen bewegen: Was ist Wahrheit, was Vermögen und (göttliche) Macht, was Tugend, und was ist die Seele?

Amplonius schätzte die Schriften von Thomas von Aquin sehr; folgerichtig schrieb er seinen Theologie-Studenten ihr Studium vor. Er besaß alle wichtigen Schriften des Thomas in jeweils mehreren Exemplaren, von den Kommentaren zu Sentenzen des Petrus Lombardus bis hin zur „Summa contra Gentiles“ (CA 2° 96), von den Bibelkommentaren bis zu den Kommentaren zu Texten von Aristoteles.