Rheinbergs Lateinschule (2)

Sonderstiftung Lateinschule Rheinberg

Es bleibt offen, ob Amplonius, der um 1365 in Rheinberg geboren wird, die Lateinschule der Stadt besuchte.

links: Unterschrift des Amplonius rechts: Schullogo

Fakt ist, daß er als Fünfzehnjähriger, also ca. 1380, ins über 130 km entfernte Soest zog, wo er eine profunde (Aus-) Bildung erhält, die für seine spätere Laufbahn grundlegend sein soll. Er besucht die Stiftschule des Patroklus-Stifts in Soest unter Heinrich von Orsoy.
Fakt ist weiterhin, daß Amplonius die Lateinschule seiner Vaterstadt im Jahre 1433 – zwei Jahre vor seinem Tod – mit einer großzügigen Spende von 300 Goldgulden nachhaltig fördert.
Die Spende ist an Auflagen gebunden, nämlich: die Lateinschule soll davon unterhalten und ein Rektor besoldet werden, der den möglichen Kandidaten der Amplonianischen Stiftung das erforderliche Rüstzeug für das Stipendium im „Collegium Porta Coeli“ und das damit verbundene Studium in Erfurt vermittelt. D.h. mit heutigen Begriffen gesprochen: die Schüler der Lateinschule sollen durch den qualifizierten und zielführenden Unterricht an ihrer Bildungsanstalt die Hochschulreife erlangen und fit gemacht werden für den Einstiegt in die akademische Welt. Dies ist individuelle Förderung schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts!
Am 20. April 1433 bekennen sich Rheinbergs Stadtvordere zur Amplonianischen Bildungsoffensive und geloben ihr immerwährende Unterstützung. Bürgermeister und Stadtrat geloben dem „Ersame Her Amplonius Ratinck van Berke in den vryen kunsten Meister ind der kunsten van arztedyen Doctoir onse medeburger“, sich „allewege tot ewigen tyden eynen schoel-meyster halden onse kinder to leeren in kunsten ind seden, willich schoelmeister sal syn eyn meister in den vryen kunsten, ein waill geleert meister und erber van leven van der hogen scholen van Erfforde ind van den Collegio vorschreven.“

Rheinberger Schulen im Umfeld von St. Peter. Auf diesem alten Lageplan aus dem Jahre 1912 liegt die alte Lateinschule rechts vom Durchgang zwischen Markt und Kirche und wird hier als „alte Knabenschule“ bezeichnet. (Der Lageplan stammt aus dem Stadtarchiv Rheinberg und wurde dem Amplonius-Gymnasium zur Festschrift „100 Jahre lebendige Schule“ 2003 zur Verfügung gestellt.)

In Rheinberg ist seitdem (und bis in die Gegenwart) eine gute weiterführende Höhere Schule angesiedelt – 150 Jahre vor der Gründung des Adolfinums im nahen Moers! Diese Höhere Schule kooperiert erfolgreich mit einer hervorragenden Universität und einer anerkannten Studienstiftung und bietet so zahlreiche interessante Weiterbildungschancen und Aufstiegsmöglichkeiten.