April 2023

Johannes Mesuë, „De simplicibus medicinis“ (und andere Werke), Italien Anf. d. 14 Jh., UB Erfurt, Dep. Erf. CA. 2° 277 Johannes Mesuë, eigentlich Abu Zakarīyā Yūḥannā ibn Māsawaih, (* um 777 in Khuz bei Ninive als Sohn eines Apothekers; † um 857 in Samarra), war ein bedeutender syrischer Arzt, Schriftsteller („Aphorismen“) und Übersetzer. Er war unter dem Kalifen Hārūn ar-Raschīd Leiter eines Krankenhauses; später wurde mit der Leitung der Übersetzungstätigkeiten im Haus der Weisheit in Bagdad betraut.

März 2023

Die Reihe der Kalenderblätter, die im vergangenen Jahr begonnen wurde, wird mit Seiten aus dem Amplonius-Kalender 2023 fortgesetzt. Es heißt jetzt also wieder: „Mit Amplonius durch das Jahr!

Das hier vorgestellte Kalenderblatt für den März 2023 stammt aus einem Aristoteles-Kommentare des Averroes: „Item commenta commentatoris Averroys optima cum textu suo Arabico … super octo libris phisicorum Aristotelis / super tribus libris de anima Aristotelis / super quatuor libris de celo et mundo Aristotelis / super duobus libris de generacione et corrupcione Aristotelis”, Frankreich (?) 1. Drittel des 14. Jh., UB Erfurt, Dep. Erf. CA. 2° 351

Averroes, so der latinisierte Name für Abū l-Walīd Muhammad ibn Ahmad Ibn Ruschd (kurz: Ibn Ruschd), wird 1126 in al-Andalus (Andalusien), in Córdoba, der Hauptstadt des gleichnamigen Kalifats und damals eine der größten Städte der bekannten Welt, geboren. Der Arzt, Jurist und Philosoph verfaßt Kommentare zu fast allen Schriften des Aristoteles, weswegen er im Mittelalter oft einfach nur „der Kammentator“ genannt wird (wohingegen Aristoteles als „der Philosoph“ bezeichnet wird).

Aristoteles als die Autorität des spätmittelalterlichen Geisteslebens nimmt mit seinen eigenen Werken in der „Amploniana“ – zum Teil in sehr aufwendigen Ausfertigungen – einen großen Raum ein, ebenso wie die sog. „pseudo-aristotelischen“ Schriften (z.B. UB Erfurt, Dep. Erf. CA.. 2° 263) und die in Latein abgefaßten Kommentare von Averroes. Amplonius besitzt mehr als 650 Einzelschriften von oder über Aristoteles.

Von Averroes liegen auch medizinische Schriften vor. Sein Hauptwerk zur Heilkunde, eine medizinische Enzyklopädie mit dem lat. Titel „Liber universalis de medicina“, hat die abendländische Medizin entscheidend beeinflußt. Hier befaßt sich der arabische Arzt mit den Themenbereichen Anatomie, Hygiene, Pathologie, Physiologie, Therapeutik etc. und ist für seine mittelalterlichen Nachfolger ausgesprochen wichtig.

Wichtige und kostbare Bücher wie der hier vorgestellte Band des Averroes werden vor Diebstahl geschützt und an die Kette gelegt. Der Averroes-Band ist also ein mittelalterliches „liber catenatus“. Außerdem trägt es auf dem Vorblatt den Besitzvermerk des Amplonius: „Iste liber est magistri Amplonii de Berka, qui emit eum ab executoribus magistri Io. de Wasia prumpto auro (!) anno siquidem 1402 in mense Marcio”.

Trauer um Franz-Walter Aumund

Amplonius Novus trauert um Franz-Walter Aumund, der vor wenigen Tagen verstorben ist.

Mit ihm verliert die Stiftung einen Freund und Unterstützer, der vor mehr als zehn Jahren als einer der ersten tatkräftig dazu beigetragen hat, den Stiftungsgedanken des mittelalterlichen Gelehrten Amplonius de Berka in der neuen Stiftung Amplonius Novus wieder aufleben zu lassen. Selber in eigenen Stiftungen engagiert, wußte Herr Aumund um die Sinnhaftigkeit und die Notwendigkeit gemeinnütziger Stiftungsaktivitäten im Bildungsbereich zur Förderung junger Talente.

Wir werden seiner stets dankbar gedenken.

Frohe Weihnachten!

Mit obigem Detail aus einer Handschrift der „Bibliotheca Amploniana“ wünscht die Studienstiftung Amplonius Novus allen Stifterinnen und Stiftern, Unterstützern und Freunden ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Übergang in ein hoffentlich friedvolles Jahr 2023. Für die vielfältige und hilfreiche Unterstützung der Stiftungsarbeit im zurückliegenden Jahr danken wir sehr herzlich!

P.S. Das Bild stammt aus einer Sammelhandschrift der „Bibliotheca Amploniana“ zur Astronomie. Datiert wird die Schrift auf die erste Hälfte des 14. Jh.; wahrscheinlich stammt sie aus Italien. Heutige Signatur: UB Erfurt, Dep. Erf. CA. 8° 84. Die Blätter 85 – 94‘ erhalten bei Schum den Titel „Alia collectio vaticiniorum“. Hier abgebildet ist, so Schum, „ein colorirter Engel in nicht gerade geschickter Ausführung.“ – Die „Bibliotheca Amploniana“ zeugt auch von dem großen Interesse des mittelalterlichen Sammlers Amplonius an Fragen der Naturphilosophie, der Mathematik und Astronomie, aber auch der Logik. So umfaßt die Bibliothek 110 Handschriften aus den Fächern Grammatik, Logik und Rhetorik und 187 Werke aus den Bereichen Arithmetik, Astronomie, Geometrie, Musik sowie Natur- und Moralphilosophie und Metaphysik. Im Vergleich dazu sehr bescheiden vertreten sind die Bereiche des kanonischen und zivilen Rechts mit nur 23 Handschriften.

Dezember 2022

Die Abbildung auf dem Kalender-Blatt für Dezember zeigt die Figur „Religio“ aus dem Relief am Hauptportal des Amplonius-Gymnasiums („Scientia-Virtus-Religio-Amicitia“), Künstler: Leo Feltes, Rheinberg.

November 2022

Das November-Photo zeigt das Lehrerkollegium 1978 mit OStD Kessler (vordere Reihe in der Mitte) und seinem Stellvertreter, StD Knop (vordere Reihe links).

1972 tritt OStD Kessler seinen Dienst am Amplonius-Gymnasium an. Er ist der erste Protestant auf diesem Posten. Der Rheinberger Rat wählt Kessler mit klarer Mehrheit (14 Stimmen für Kessler, 9 Stimmen gegen ihn, eine Enthaltung). Dennoch ist seine Wahl nicht unumstritten, da sich sein Vorgänger und kirchliche Kreise auf Bestimmungen des Statuts der städtischen Rektoratschule Rheinberg von Dezember 1911 berufen. Während der bisherige Schulleiter von einer „Verletzung des Rechts“ durch die Besetzung des Schulleiterstelle mit dem Protestanten Kessler spricht, weist die Stadt Rheinberg die Vorwürfe mit dem Hinweis auf Grundgesetz und Landesverfassung zurück.

1978 hat das Amplonius-Gymnasium fast 1.100 Schülerinnen und Schüler. Die Schule feiert im September 1978 ihr 75-jähriges Jubiläum.

Im Juli 1980 ist das Amplonius-Gymnasium mit 1.204 Schülern das größte „Einzelgymnasium am Niederrhein“ (so die NRZ vom 10.07.1980). Im Vergleich dazu kommt das Xantener Stiftsgymnasium mit 1060 Schülerinnen und Schülern erstmals über die 1000er Grenze. Es herrscht Mangel an den Lehrkräften für Musik und Kunst. Aber die Schule kann einen Anbau an der Aloys-Wittrup-Straße beziehen.

Oktober 2022

1961 wird der 3. Bauabschnitt realisiert: Turnhalle mit Lehrschwimm-becken (heute „Kult-Pool“). Am 30.09.1970 wird das Konvikt geschlossen und die Pallottiner-Patres verlassen nach 40 Jahren Rheinberg. 1972 geht OStD Lammerskötter in den Ruhestand; sein Nachfolger wird OStD Kessler.

September 2022

Kulturelle Veranstaltungen wurden schon immer gern am Amplonius-Gymnasium bzw. den Vorläuferschulen veranstaltet. Hiervon zeugt auch das Photo auf dem Kalenderblatt für September: 1953 wird der Gründung der Vorläuferschule des Amplonius-Progymnasiums gedacht: die Rektoratschule Rheinberg öffnete am 1. Oktober 1903 ihre Pforten. Dieses 50-jährige Schuljubiläum wird im Oktober 1953 mit einem Festakt gefeiert. In den Berka-Lichtspielen wird von der Spielschar des Progymnasiums „Der junge Parzival“ aufgeführt, und Dr. Wilhelm Marx, Leiter des Adolfinums in Moers, sendet die Grüße der „schola Meursensis, olim praefecta, semper coniuncta“.

Die Schule wächst weiter und 1956 muß das Gebäude um einen 2. Bauabschnitt erweitert werden. Die Schülerzahl im Schuljahr 1956/57 beträgt 354.

Was macht eigentlich Amplonius Novus?

Mit einem antiquarischen Exemplar von „Der Schatz des Amplonius“, einem üppig bebilderten Buch über die berühmte mittelalterliche Bücher- und Handschriftensammlung des Amplonius de Berka, verabschiedet sich die Studienstiftung Amplonius Novus von ihrem zweiten Stipendiaten. Der junge Rheinberger, der in Köln Medizin studiert hat wie einst über 630 Jahre vor ihm Amplonius, wird jetzt ins Berufsleben wechseln und fortan die an der Universität erworbenen Kenntnisse in der Praxis anwenden. Die Stiftung Amplonius Novus ist stolz darauf, ihn in seinem Studium von 2016 bis heute ein wenig begleitet zu haben!

Die Unterstützungsarbeit der Stiftung ist aber damit nicht zu Ende, – im Gegenteil! Der Stiftungsvorstand, der am Montag, 22.08.2022, zu seiner jährlichen Beschlussfassung zusammengekommen ist, hat weiter Stipendien gebilligt: mit je 100 Euro monatlich werden zwei Absolventinnen des Amplonius-Gymnasiums aus dem Abiturjahrgang 2019 gefördert. Es handelt sich um die Fortsetzung von Stipendien, die bereits seit 2020 laufen. Die eine junge Dame folgt ebenfalls Amplonius in der Wahl ihres Studienfaches und studiert Human-Medizin, die andere junge Dame bereitet sich gründlich auf den schönen Beruf der Lehrerin vor.

Amplonius hatte bereits 1412 erkannt, wie wichtig es ist, in gute Bildung zu investieren und junge Menschen zu fördern. Dies gilt heute mehr denn je, sind doch Investitionen in die Bildung Investitionen in die Zukunft! Bildung ist die einzige Ressource, über die Deutschland (noch) verfügt …

Bis heute hat die Studienstiftung Amplonius Novus 18.000 Euro investiert, um jungen Amplonianerinnen und Amplonianern mit einem Stipendium den Weg in die Zukunft ein Stück zu ebnen. Hinzu kommen 3.800 Euro für ein Büchergeld, mit dem hervorragende Abiturergebnisse geehrt werden und die für den Start ins Studium eingesetzt werden sollen.

Die Studienstiftung Amplonius Novus kann ihre Zukunftsarbeit nur mit Hilfe von Spenden verwirklichen. Deshalb unsere Bitte: UNTERSTÜTZEN SIE UNS! Unser Konto-Verbindung (IBAN) bei der Sparkasse am Niederrhein lautet: DE40 3545 0000 1101 0368 44.

Amplonius Novus wird in diesem Jahr wieder bei der Veranstaltung „Advent am Amplonius“ am 25. November im Amplonius-Gymnasium präsent sein, die „Bibliotheca Amploniana“ vorstellen und – natürlich! – um Unterstützung bitten. Wer bis dahin nicht warten kann, dem bietet das DFG-Projekt mit dem sperrigen Titel „Digitalisierung und Tiefenerschließung von Handschriften der Bibliotheca Amploniana in der Universitätsbibliothek Erfurt“ einen interessanten Einblick in die Büchersammlung des großen Sohnes der Stadt Rheinberg (Internet-Adresse: https://www.uni-erfurt.de/fileadmin/einrichtung/bibliothek/Bestand_Sammlungen/PDF_Dokumente/umfang_digitalisierung.pdf).

Und der „Schatz des Amplonius“ ist evtl. in einigen Antiquariaten noch erhältlich: Kathrin Paasch (Hrsg.), Der Schatz des Amplonius – Die große Bibliothek des Mittelalters in Erfurt, Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt und des Angermuseums Erfurt vom 2. September bis 4. November 2001, Erfurt 2001