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Amplonius und das Denkmal

Am Sonntag, 17. März 2019, wurde in Rheinberg das sog. Amplonius-Denkmal eingeweiht. Die „Rheinische Post“ zeigte sich begeistert; hier der Link zum Artikel: https://rp-online.de/nrw/staedte/rheinberg/rheinberg-amplonius-denkmal-im-herzen-der-stadt_aid-37508413

Bald nach der Enthüllung der Statue stellt sich heraus: der Info-Text des Denkmals ist fehlerhaft. Hierzu schreibt die RP am 22. März 2019: https://rp-online.de/nrw/staedte/rheinberg/rheinberg-fehler-im-amplonius-buch_aid-37622659

Auch die WDR Lokalzeit aus Duisburg beschäftigt sich mit den Fehlern: https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit-duisburg/video-lokalzeit-aus-duisburg-2276.html

Und natürlich hat auch der Stiftungsvorsitzende von Amplonius NOVUS dazu eine Meinung. Hier sein Leserbrief an die Rheinberger Lokalpresse vom 24. März 2019:

Sehr geehrte Damen und Herren,

bereits in meinem in der Rheinische Post am 21. Juli 2017 veröffentlichten Leserbrief zum geplanten Amplonius-Denkmal habe ich darauf hingewiesen, daß ich eine Statue als reines Phantasieprodukt ablehne, da es dem Lebenswerk des Amplonius de Berka und seinen Ideen und Visionen in keiner Weise gerecht werden kann.

Nun stellt sich heraus, daß der Info-Text zur mittlerweile aufgestellten Statue fehlerhaft ist, wobei dies m.E. symptomatisch zu sein scheint für den Umgang mit Amplonius und seinem Werk. Der Informationstext ist eine zweifelhafte Angelegenheit und wenn Frau Hackstein sagt, daß „der Text, um den es hier geht, […] aus Versatzstücken anderer, seit langem bestehender Texte zusammengesetzt worden“ ist, dann zeigt das nur die fehlende Ernsthaftigkeit und mangelnde Gründlichkeit der Denkmal-Initiatoren bei der Auseinandersetzung mit dem großen Sohn Rheinbergs. Da hat man wohl einfach abgekupfert und ohne gründliche Prüfung in Bronze gegossen …

Denn die zwei Fehler, auf die in Ihrem Artikel vom 23.03.2019 hingewiesen wird, bleiben nicht alleine stehen. Da wird die lateinische Bezeichnung für die Bibliothek des Amplonius benutzt, „Bibliotheca Amploniana“ aber mit „k“ geschrieben; ähnliches geschieht mit der Erwähnung des „Collegium Amplonianum“. Da wird weiter mit Jahreszahlen jongliert, wobei man aber auch hier nicht genau ist, denn die neun Freistellen für Rheinberger Studenten wurden von Amplonius bereits früher als 1433 eingerichtet. Da wird ein Vers von Cato dem Älteren (234-149 v. Chr.) in deutscher Übersetzung präsentiert, den Amplonius sicher hätte unterschreiben können, der aber erst 1614 – also fast 200 Jahre nach Amplonius‘ Tod – an der alten Lateinschule in Rheinberg angebracht wurde. Warum steht dieser Satz hier auf dieser Info-Tafel? Welches ist seine Funktion hier an dieser Stelle? Hatte man einfach noch etwas Platz, aber keine weiteren „Versatzstücke“ mehr zu Amplonius und seinem Lebenswerk?

Und da wird leider völlig verschwiegen, daß es in Rheinberg auch heute noch – neben Geburtshaus, Gymnasium und Straßennamen – eine weitere Institution gibt, die an Amplonius erinnert, nämlich die Stiftung Amplonius NOVUS. Die Initiatoren der Statue sind von dritter Seite darauf hingewiesen worden, auch die Studienstiftung in ihren Text aufzunehmen, da sie hier und jetzt an Amplonius‘ Lebenswerk erinnert und den zum Erliegen gekommenen Stiftungsgedanken des großen Rheinbergers erfolgreich wiederaufnimmt und praktisch für heutige Studierende. Man hat darauf verzichtet … doch wohl nicht etwas, weil der Stiftungsvorsitzende dem sog. „Denkmal“ kritisch gegenübersteht?

Herr Faets hat vollkommen recht, wenn er die Sinnhaftigkeit der Amplonius-Statue in Frage stellt. Denn dieses Phantasie-Figürchen in Rheinbergs Mitte ist völlig ungeeignet, das Wesentliche an der Person des Amplonius herauszuarbeiten und an das zu erinnern, was Amplonius als Wohltäter für seine Geburtsstadt getan hat.

Was Amplonius nämlich ausmacht, und warum wir seiner gedenken sollten, ist seine Leistung als bedeutender Bildungsförderer und als visionärer Stifter. Beides war und ist für Rheinberg und seine Jugend von großer Bedeutung! Mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln hat Amplonius eine bemerkenswerte Bildungsoffensive gestartet, mit deren sozialer Komponente er seiner Zeit weit voraus war, und die es vielen jungen Menschen – auch und vor allem aus seiner Geburtsstadt Rheinberg – ermöglichte, eine gute akademischen Ausbildung zu genießen und sich so bis dahin verschlossene Bereiche der Gesellschaft zu eröffnen.

Amplonius ist mit seinem ungewöhnlichen Einsatz für das Wohl anderer Menschen, mit seinem Willen, nachhaltig Gutes zu initiieren und für die Gemeinschaft Sinnvolles zu bewirken, ein wegweisendes und erinnerungswertes Beispiel und Vorbild auch für unsere Zeit!

Die amplonianische Stiftung überlebte den großherzigen und weitsichtigen Stifter mehrere Jahrhunderte und endete formal erst 1947. Die Rheinberger hatten natürlich erkannt, daß diese Stiftung das eigentliche Denkmal für Amplonius war und somit jedes andere Denkmal unnötig (und sinnlos) macht(e). Es wurde daher auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg versucht, die Stiftung zumindest für junge Rheinberger weiterzuführen, was letztlich 2012/2013 zur Neugründung der amplonianischen Stiftung in der Studienstiftung Amplonius NOVUS führte.

Man mag sich eigentlich nicht vorstellen, was eine Stiftung, die junge Rheinberger/innen in ihrem Studium durch Stipendien unterstützt, mit dem Geld hätte anfangen können, das diese beliebige Phantasie-Figur gekostet hat! 32.000 Euro sind nun wahrlich kein Pappenstiel und hätten ganz im Sinne des Amplonius viel Gutes bewirken können statt in eine „obskure Bronzefigur“ gesteckt zu werden, die dem Leben und Wirken des Amplonius in keiner Weise gerecht wird.

Mit freundlichen Grüßen, Heinz Pannenbecker