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Rheinbergs Lateinschule (4)

1554 Die Stadtrechnung belegt: der „Rector scholarium“ wird durch den Magistrat der Stadt Rheinberg besoldet.
1576 Schulordnung für Rheinberg, vereinbart zwischen dem Rat der Stadt Rheinberg und dem Rektor Cornelius Berntz genannt Kempelmann: „Weil bei einer guten und ehrbaren Disziplin nicht allein die Studien der Jugend zur Hoffnung berechtigen, die Künste blühen und das Gemeinwohl sich zur ‚höchsten Gloir’ entwickeln, so entsteht aus dem Gegenteil Verderben und Untergang, …“

Wahrscheinlich älteste bekannte Ansicht von Rheinberg – Zeichnung 1560/65; aus: Rolf Kirmse, „Alt-Rheinberg in Abbildungen und Plänen“, in: Kreis Moers Jahrbuch 1974, Moers 1973, S. 7

ca. 1580 Cornelius Tectonurgus (eigentl. als Cornelus Bernhardi aus Rheinberg 1559 in der „Himmelspforte“ zu Erfurt als Kollegiat eingeschrieben) ist Rektor der Rheinberger Lateinschule. Als solcher unterrichtet es beispielsweise Hermanus Lindanus oder zur Linde, den 1565 geborenen Sohn des damaligen Bürgermeisters von Rheinberg. Hermanus Lindanus wird 1596 für 48 Jahre Dekan des Kollegs „Zur Himmelspforte“ in Erfurt.
1598 Die Pulverexplosion im „Schwarzen Turm“ (14. Oktober) demoliert auch die alte Schule. Einrichtung eines neuen Schulgebäudes in der Marktstraße (heute Underbergstraße).
1608 „Der würdige und wohlgerechte Herr Andreas Tenbiege alias Zehnthoff“ wird als Rektor der Rheinberger Lateinschule angenommen. Ihm werden als jährliches Gehalt 100 Tlr. kölnisch versprochen. Da er katholischer Geistlicher ist, muss er im Gottesdienst mitwirken. Unterlehrer wird zur gleichen Zeit ein gewisser Petrus Loer, ebenfalls Geistlicher. Er verdient 60 Tlr. 30 Stbr. und das halbe Schulgeld der Kinder. Nebeneinkünfte aus Beerdigungen etc. darf er für sich allein behalten.
1614 Die Stadtrechnung verzeichnet die Reparatur der Schule in der Marktstraße. Das Gebäude erhält die bekannte lateinische Inschrift: INSTRUE PRAECEPTIS ANIMUM NEC DISCERE CESSES NAM SINE DOCTRINA VITA EST QUASI MORTIS IMAGO.
1629 Der Rektor der Lateinschule, Mortiers, wird vom Rat einbestellt, weil er laut Klagen aus der Bürgerschaft sein Amt vernachlässigt hatte.
1631 Ein neues Schulreglement wird erlassen.
1633 Die Holländer besetzen Rheinberg; sie greifen auch in das Schulwesen ein. Für die Kinder der Soldaten gibt es eine gesonderte Schule.
1646 Laut Ratsprotokoll vom 22. Juni 1646 beschwert sich Herr Wilhelm Sewen, daß die Schulkinder vor seinem Garten alles verunreinigten. Der Rheinberger Magistrat beschließt auf diese Klage, in der Schule für die Kinder einen „locus secretus“ bauen zu lassen …
1702 Magister Andreas Roberti aus der „Himmelspforte“ wird zum Rektor der Lateinschule in Rheinberg gewählt.
1781 In Rheinberg existieren fünf Schulen: neben der Lateinschule eine französische, zwei katholische und eine reformierte Schule.
1816 Aufhebung der Universität Erfurt und auch Schließung des Hauses „Himmelspforte“. Die Amplonianische Stiftung wird in Kapitalvermögen umgewandelt. Die alte Lateinschule
in Rheinberg existiert weiter.
1873 Die Schule wird während des „Kulturkampfes“ in Preußen einem weltlichen Rektor unterstellt, nachdem bisher alle Schulleiter Geistliche waren.
1889 Die „Schola Berkensis“ schließt nach ungefähr 600-jährigem Bestehen ihre Pforten. Von nun an werden begabte Rheinberger Schüler durch Geistliche der Kirchengemeinde St. Peter privat unterrichtet.

April 1412

Am 7. April 1412 überläßt die Stadt Erfurt Amplonius de Berka das Haus „Zur Himmelspforte“ in der Michaelisstraße mit Hof und allen Nebengebäuden kostenlos für seine geplante Stiftung. Gleichzeitig verspricht die Stadt, das Haus für ewige Zeiten von allen Lasten und Abgaben zu befreien.

Amplonius stellt seinerseits ein Grundkapital von 2400 Goldgulden zur Verfügung. Weiterhin verspricht er, seine umfangreiche Büchersammlung in die Stiftung einzubringen. Am darauffolgenden 1. Mai unterzeichnet Amplonius die Stiftungsurkunde zur Gründung seines Kollegs „Zur Himmelspforte“ in Erfurt. Die Stiftung wird es jeweils 9 Schülern der Rheinberger Lateinschule ermöglichen, an der Universität Erfurt kostenlos zu studieren, im Haus der Stiftung, in der „Himmelspforte“ (Porta Coeli), unentgeltlich zu wohnen und in der berühmten Bibliothek des Stifters zu lernen und zu arbeiten. Durch seine großzügige Stiftung stärkt Amplonius die Rheinberger Lateinschule dauerhaft und fördert auf nachhaltige Weise die Bildungslandschaft seiner Heimatstadt.

Dr. Aloys Wittrup benennt in seiner „Schulgeschichte der Stadt Rheinberg“, S. 16, die ersten Kollegiaten aus Rheinberg: „Henricus Brunonis, Gotfridus Clüppel, Bruno Kamerhuys, Gerhardus Michelink, Gotfridus Walack, Johannes Pillegrim (gest. 1439), Joh. Pilgrim, Johannes Helmici …“

Skizze aus Georg Oergel, Das Collegium zur Himmelspforte während des Mittelalters, Erfurt ca. 1899

um Ostern 1435 (circa festum pasche): Amplonius stirbt in Köln

Um Ostern 1435 stirbt Amplonius Ratingk de Berka in St. Aposteln zu Köln. Er wird im Kreuzgang des Stiftes beigesetzt.

An seinen Todestag wird im ‚Collegium Amplonianum‘ regelmäßig erinnert. Dazu schreibt Georg Oergel in seiner in Erfurt ca. 1899 erschienenen Schrift „Das Collegium zur Himmelspforte während des Mittelalters“:

 

 

in: Georg Oergel, Das Collegium zur Himmelspforte während des Mittelalters, Erfurt ca. 1899, S. 86 Fußnote 1