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Amplonius NOVUS fördert 4 Stipendiaten

Am 22. September 1423 – also vor genau 600 Jahren!!! – schrieb Amplonius de Berka einen offenen Brief in deutscher Sprache an den Rat der Stadt Erfurt, um einen langwährenden Streit mit der Stadt gütlich zu beenden und das von ihm gestiftete Collegium „Zur Himmelspforte“ („eyn Collegium zou Erffurte genand zeu der hemelphorten“) zu bestätigen. Mit seinem in Köln ausgestellten 2. Stiftungsbrief erhöht Amplonius das Stiftungskapital seines Collegiums, um schließlich 17 Präbenden/Stipendien (13 Magistri und 4 unpromovierte Studenten) fördern zu können. Gleichzeitig betont er noch einmal die Schenkung seiner riesigen Bibliothek („alle myne buchere“) an die „Himmelspforte“.

1433, zwei Jahre vor seinem Tod, bekräftigt Amplonius noch einmal seine Stiftung und legt deren Statuten verbindlich nieder. Die Zahl der Collegiaten wird nunmehr auf 15 festgesetzt; die Besetzung von neun Stipendiatenstellen wird dem Rat seiner Geburtsstadt Rheinberg übertragen.

Mit 15 bzw. neun Stipendien kann die Nachfolgestiftung Amplonius NOVUS leider nicht aufwarten – wohl aber seit diesem Mittwoch mit vier (bisher zwei) Stipendiaten, die alle das Gymnasium, das den Namen des großen Sohnes der Stadt Rheinberg trägt, mit hervorragenden Noten absolviert haben.

Nachdem im Abiturjahrgang 2023 sechs Abiturienten für ihre Leistungen mit einem Büchergeld in Höhe von 100 Euro zum Einstieg in ein Hochschulstudium ausgezeichnet wurden, hat der Stiftungsvorstand um den ehemaligen Schulleiter Heinz Pannenbecker vier Anträge von studierenden Amplonianern auf ein Stipendium geprüft und einstimmig befürwortet. Damit erhalten eine Studentin der Zahnmedizin, eine Studentin des Lehramtes, ein Student der Psychologie und eine Medizinstudentin für ein Jahr ein Lebenshaltungsstipendium von monatlich 100 Euro. Das mag nicht viel erscheinen, hilft aber doch dabei, sich stärker auf das jeweilige Studium zu konzentrieren und nicht zu viel Zeit mit Nebenjobs zu vergeuden.

Bis zum Jahresende 2023 wird die Studienstiftung Amplonius Novus insgesamt 22.500 Euro für Stipendien investiert haben, – eine Summe, über die Amplonius de Berka sich sicherlich gefreut haben dürfte, denn ihm war schon früh klar, dass Bildung ohne handfeste und materielle Unterstützung nicht zu haben ist. Er würde aber sicherlich „seine“ Rheinberger auch dazu aufrufen, die Arbeit von Amplonius Novus zu unterstützen (IBAN DE40 3545 0000 1101 0368 44 bei der Sparkasse am Niederrhein), denn hier wird sein Stiftungsgedanke weitergeführt (seine eigene Stiftung wurde 1947 zwangsaufgelöst).

22. Sept. 1423: Zweiter Stiftungsbrief des Amplonius

Um 1421 gerät Amplonius mit dem Rat der Stadt Erfurt in Streit über seine Stiftung. Es geht ums liebe Geld und auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung droht Amplonius mit der Zurücknahme der Stiftung und dem Abzug seiner Büchersammlung aus Erfurt. Die Erfurter Universität, für das „Collegium Amplonii“ mit seiner berühmten Bibliothek sehr wichtig ist, wendet sich daraufhin an den Papst. Anfang 1423 kommt es zu einer richterlichen Entscheidung der Kurie zugunsten des Rates der Stadt Erfurt, woraufhin beide Seiten ihren Streit schnell beilegen. In einem in deutscher Sprache verfaßten offenen Brief bestätigt Amplonius noch einmal seine Stiftung sowie die Bücherschenkung und erhöht das Stiftungskapital durch Verzicht auf die ihm jährlich zustehenden Erträge aus seiner Leibrente bei der Stadt Erfurt, wodurch die Zahl der Stipendien (Präbenden) auf 17 erhöht werden kann (13 Magistri und 4 unpromovierte Studenten).

Den vollständigen Text des 2. Stiftungsbriefes finden Sie nachfolgend:

September 2023

Sammelband mit Texten des Aristoteles, u.a. „Physica“. Laut Schum datiert der Band wie folgt: „frühestes 14. Jh. 221 Bl., aus dem Süden“. – UB Erfurt, Dep. Erf. CA. 2° 30

Aristoteles (384-322 v. Chr.) ist sicherlich neben seinem Lehrer Platon der bedeutendste antike Philosoph. Seine Schriften über die Logik, die Naturphilosophie, die Metaphysik und die praktische Philosophie wurden seit dem 12. Jhdt. aus dem Arabischen in das Lateinische übersetzt und dem Abendland wieder zugänglich gemacht. Dadurch wurde das geistige Leben Europas ab dem 13. Jhdt. bereichert, auch wenn die Aufnahme der aristotelischen Schriften, die sich im Widerspruch zu den Lehren der katholischen Kirche befanden, nicht ohne Probleme erfolgte. Auch in der „Amploniana“ lassen sich Verurteilungen einzelner Aussagen des Aristoteles im Bereich der Naturphilosophie feststellen.

Trotzdem gilt Aristoteles im europäischen Mittelalter als der Philosoph überhaupt, als die Autorität des spätmittelalterlichen Geisteslebens, und so nehmen seine eigenen Werke in der „Amploniana“ einen großen Raum ein, ebenso wie die sog. „pseudo-aristotelischen“ Schriften (z.B. UB Erfurt, Dep. Erf. CA.. 2° 263) und die in Latein abgefaßten Kommentare, beispielsweise von Averroes (1126-1198), einem andalusischen Philosophen, Juristen und Arzt, der fast zu jedem Werk von Aristoteles einen Kommentar schrieb.

Amplonius, der ja auch Magister der Philosophie war, hat Aristoteles ebenfalls sehr geschätzt und – wie viele andere – in ihm die Autorität des Geisteslebens seiner Zeit gesehen.