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April 2021
CA 4° 185: Practica cyrurgice (!) de cauteriis et seconibus. Die Handschrift datiert aus der Zeit des Übergangs vom 13. zum 14. Jahrhundert und ist evtl. italienischer Herkunft. Schum, aaO, S. 444, kommentiert die Abbildungen: „… in Wasserfarben gemalte menschliche Figuren zur Darstellung der einzelnen Kurmethoden in verschiedenen Krankheiten.“ Die hier dargestellten Krankheiten sind Magenerkrankung, Rippenfellentzündung, Zahnschmerzen und Erkrankung der Leber. Die Behandlung erfolgt durch Kauterisation, d.h. durch Zerstörung des betr. Gewebes durch Brennen mit einem Brenneisen oder Ätzmittel.
Amplonius beschäftigt sich schon vor Beginn seines Medizinstudiums intensiv mit dem Fach. Davon zeugt die Anschaffung einer großformatigen Avicenna-Handschrift im Jahr 1384 und das Geschenk eines gewissen Nycolaus ab Austria im Jahr 1385 in Form einer Sammlung grundlegender medizinischer Schultexte (CA. 8° 62b).
In Prag beginnt er sein Medizinstudium, das er 1391 an der Kölner Universität fortsetzt. 1392 wird die Universität Erfurt als fünfte Universität im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation eröffnet. Ostern 1392 läßt sich Amplonius als Magister der Artes und Bakkalar der Medizin in die erste Matrikel der Erfurter Universität einschreiben. Bereits 1393 wird Amplonius der erste Doktor der Medizin an der neuen Erfurter Universität. Vom 5. Mai 1394 bis zum 31. Januar 1395 bekleidet er als zweiter das Amt des Rektors an der Hierana.[1] Gleichzeitig praktiziert er in Erfurt auch als Arzt, wie eine eigenhändige Notiz in den medizinischen Schriften seiner Bibliothek belegt:
Amplonius notiert: Am 4. September 1393 sei er zu einem Achtjährigen gerufen worden, dessen „ganzer Körper“ angeschwollen war. Beim Pflanzensammeln hatte er einen kleinen Wurm verzehrt. Diesem Knaben habe er starken, aromatischen Wein über Hals und Brustkorb gegossen, „zum Schutz des Herzens“. Dann habe er ihm von diesem Wein eingeflößt, „damit eine Blähung entstehe“. Das half! Das Kind sei „sofort allein durch die Kraft Gottes“ vom Leiden befreit gewesen, – wie Amplonius als frommer Christ und nach dem Verständnis damaliger Medizin glaubt.
Diese Notiz findet sich im Codes CA 2° 236, Bl. 177-183‘; sie lautet wortgetreu: „Anno 1393 die 4. Septembris erat puer octennis Erphordie ab Amplonio visus, qui inflatus fuit mirabiliter per totum corpus ex comestione vermiculi ventris in collectione sandicis, et iussi ei amministrari tyriacam magnam cum vino aromatico sublimato et invergi collum et thoracem eius ad preservanda cordialia et dedi ei I suppositorium, ut ventositas evanesceret, et statim virtute Dei solius liberatus erat.”[2]
1399 finden wir Amplonius in Köln wieder, wo er an der Universität lehrt und auch das Amt des Rektors ausübt. Im Mai 1401 wird es Leibarzt des Kölner Erzbischofs Friedrich III. von Saarwerden (bis zu dessen Tod 1414). 1416 verlegt Amplonius seinen Wohnsitz nach Mainz. Er ist Dekan (d.h. wirtschaftlicher Leiter) der Stiftskirche St. Victor in Mainz und Leibarzt des Mainzer Erzbischofs Johann II. von Nassau bis zu dessen Tod 1419.[3]
Aus der Mainzer Zeit existiert ein von Amplonius stammender „Gewürztraktat“, den er für die junge Markgräfin Margarethe von Baden, die seit März 1418 mit Graf Adolf von Nassau verheiratet ist, anfertigt.[4] Darin werden exotische und somit teure Gewürze und ihre Anwendung bei unterschiedlichen Beschwerden beschrieben. Der Anfang dieses Textes lautet: „Dis ist die arczenie die meyster Appolonius gap zu guden iare / lare der edeln grewen grauff Adolffs wibe, vmme liepenes des ersam in gott vatter vnd herren, herren Johans von Nassen erczbischoffs zu Mencz, des arczts der abegenantis meyster Appolonius was …“ – „Dies ist die Arznei, die Meister Appolonius [i.e. Amplonius] der hochgeborenen Frau Gräfin, der Gattin des Grafen Adolf gab [übers Jahr?, zu nützlichen Lehren?], wegen der Liebe des Ehrenwerten zum Gottvater und Herren, Herrn Johannes von Nassau, Erzbischof von Mainz, dessen Arzt der vorgenannte Meister Appolonius war.“
Bezüglich seiner ärztlichen Tätigkeit in Mainz zieht Frau Dr. Pfeil den Schluß, daß Amplonius der Markgräfin nicht nur den „Gewürztraktat“ schreibt, sondern ihr darüber hinaus auch bei ihren Schwangerschaften als Arzt beisteht, wobei sie alle Geburten überlebt und auch ihre Kinder die damals kritische Säuglingszeit überstehen, was wiederum für die Qualitäten Amplonius‘ als Arzt spricht.[5]
1423 kehrt Amplonius nach Köln zurück und wird Leibarzt des Kölner Erzbischofs Dietrich II. von Moers (bis mindestens 1430). Er stirbt um den 15. April 1435 in St. Aposteln zu Köln.
[1] Hierana = die an der Gera Liegende. Dies ist die landläufige Benennung der von 1392 bis 1816 bestehenden alten Erfurter Universität. Der Name bezieht sich auf den Erfurt durchquerenden Fluss Gera (lat.: hiera), an dessen Ufern die Einrichtungen der Universität liegen.
[2] zitiert nach Schum, aaO, S. 147
[3] Johann von Nassau ist gleichzeitig Kanzler der Erfurter Universität.
[4] Siehe Pfeil, doctor in medicina, S. 2 ff
[5] Vgl. Pfeil, doctor in medicina, S. 4