Monthly Archives: Januar 2021

Januar 2021

Jeden Monat präsentieren wir hier anhand privater Aufnahmen unterschiedliche Details aus Büchern der Bibliotheca Amploniana, die Amplonius am 1. Mai 1412 dem von ihm gegründeten Collegium Amplonianum „für ewige Zeiten“ („perpetuis temporibus“) vermachte. Unter den Kalenderblättern finden Sie eine kurze Einordnung der einzelnen Blätter des Kalenders in den Kontext der Bibliotheca Amploniana.

Aus dem „Catalogus librorum“, dem eigenhändig geschriebenen Bücherverzeichnis des Amplonius. Beginn des Kapitels zu den medizinischen Büchern: „De medicina“. Amplonius besitzt in der Medizin 101 Codices mit insgesamt über 800 Einzelwerken. Es sind dies Schriften unterschiedlichster Herkunft, alle wichtig und notwendig für ein Medizinstudium zu jener Zeit. Wir finden in seiner Sammlung Werke antiker, jüdischer, arabischer und abendländischer Herkunft.

Die medizinischen Schriften der Bibliotheca Amploniana sind ein MUSS für alle Erfurter Medizinstudenten. In den Statuten des Collegium Amplonianum aus dem Jahr 1433 weist Amplonius seine Kollegiaten an, welche Schriften sie studieren sollten:

XXIV. Item statuo quod magister talis ut premittitur studebit artem commentattam Hippocratis et Galeni amphorismos et notabilia commentorum diligenter incorporando, si ad medicinam iste talis se contulerit; preterea primum canones Auicenne Almansorium Rasis colliget Aueronis viaticum Constantini cum commento Giraldi et Ysaac de vrinis, et per mensem tempore verno frequenter sit in apothecis discendo conficere clisteria suppositoria nastalia pessaria syropos et similia sibi necessaria et confectiones, antequam fiat baccalarius in dicta facultate medicine.

Wie im gesamten catalogus librorum üblich, folgt der Überschrift mit der Fachbenennung und dem Besitzvermerk der erste Band, beginnend mit der Zahlenangabe „primo“. Alle folgenden Codices beginnen mit „item“ – „ebenfalls“.

Die in einem Codex zusammengefaßten Schriften sind mit einer Klammer links vom Text verbunden, wobei die in der Mitte der Klammer stehende Zahl (durch das hochgestellte „m“ als Ordnungszahl ausgewiesen) die fortlaufende Numerierung des Bandes in der Abteilung darstellt.

Manche Codices sind mehrfach vorhanden. So ist der persische Arzt und Naturwissenschaftler Ibn Sina, latinisiert Avicenna, gleich mit 17 Kopien seines Kanons der Medizin in der amplonianischen Bibliothek vertreten. Bereits 1384 kauft Amplonius für den damals enormen Preis von 6 rheinischen Gulden von Tilmann von Siegburg, Leibarzt des Kölner Erzbischofs, eine großformatige Avicenna-Handschrift.

Und er liest bzw. studiert die gesammelten Schriften auch! Darüber gibt eine von Amplonius selbst geschriebene Notiz Auskunft, in der er festhält, daß er den gesamten „Canon“ des Avicenna (CA. 2° 252) einen ganzen Sommer hindurch vom 31. Mai bis zum Martinstag 1422 gründlich studiert hat: „Ego Amplonius hunc librum perlegi studiose a principio ad finem a. 1422 in estate a festo pasche usque ad Martini festum.“

Weiterhin enthält die Bibliotheca Amploniana medizinische Werke u.a. von Rhazes, Averroes, die Apho-rismen des Hippokrates, ein Kommentar Galens zu Hippokrates und Schriften des Constantinus Africanus.