CA 2° 32, Bl. 74-78: Liber Averroys commentatoris de phisonomia (Averroes: Liber physionomiae). Anfang eines naturphilosophischen Kommentars von Averroes zu Aristoteles. Der Text beginnt mit den Worten: „Elegantius est nature cognitio que per exteriores formas interiores inuestigat qualitates …” Die Handschrift stammt aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. In der Miniatur ist ein Lehrer im Diskurs mit seinem Schüler dargestellt.
Averroes, so der latinisierte Name für Abū l-Walīd Muhammad ibn Ahmad Ibn Ruschd, kurz Ibn Ruschd, wird 1126 in al-Andalus (Andalusien), in Córdoba, der Hauptstadt des gleichnamigen Kalifats und damals eine der größten Städte der bekannten Welt, geboren. Der Arzt, Jurist und Philosoph verfaßt Kommentare zu fast allen Schriften des Aristoteles, weswegen er im Mittelalter oft einfach nur „der Kammentator“ genannt wird (wohingegen Aristoteles als „der Philosoph“ bezeichnet wird).
Aristoteles als die Autorität des spätmittelalterlichen Geisteslebens nimmt mit seinen eigenen Werken in der Amploniana zum Teil in sehr aufwendigen Ausfertigungen einen großen Raum ein, ebenso wie die sog. „pseudo-aristotelischen“ Schriften (z.B. CA. 2° 263) und die in Latein abgefaßten Kommentare von Averroes. Amplonius besitzt mehr als 650 Einzelschriften von oder über Aristoteles.
Von Averroes liegen auch medizinische Schriften vor. Sein Hauptwerk zur Heilkunde, eine medizinische Enzyklopädie mit dem lat. Titel Liber universalis de medicina, hat die abendländische Medizin entscheidend beeinflußt. Hier befaßt sich der arabische Arzt mit den Themenbereichen Anatomie, Hygiene, Pathologie, Physiologie, Therapeutik etc. und ist für seine mittelalterlichen Nachfolger ausgesprochen wichtig.