StD a.D. Friedhelm Stapelmann, ein Freund der Stiftung Amplonius Novus, ist am 31. Mai 2025 verstorben.
Mitte der 1960er Jahre kam Herr Stapelmann an das Amplonius-Gymnasium, wo er mit großer Leidenschaft die Fächer Mathematik und Sport unterrichtete. Ein erstes Photo im Archiv zeigt ihn 1966 inmitten der Schülerinnen und Schüler seiner damaligen Oberprima (s.u.). Bei seinen Schülern und bei allen Kolleginnen und Kollegen war Friedhelm Stapelmann außerordentlich geschätzt und beliebt. Er war mit Herz und Seele Lehrer!
Mit Ende des Schuljahrs 1992 wurde Friedhelm Stapelmann in den Ruhestand verabschiedet. Er blieb seinem Amplonius-Gymnasium treu und hielt bis zuletzt regen Kontakt zu seinen ehemaligen Schülern und zu seinen Kolleginnen und Kollegen. Seine Offenheit, Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit wird in steter Erinnerung bleiben!
Die Trauerfeier für Friedhelm Stapelmann findet am Mittwoch, den 18. Juni 2025, um 11 Uhr auf dem Friedhof Annaberg in Rheinberg statt.
Amplonius de Berka stiftet seine umfangreiche Büchersammlung an das von ihm ins Leben gerufene Collegium Amplonianum an der Universität Erfurt. (Photo: Uni Erfurt)
Der Mensch des Mittelalters ist aufgefordert, Gutes zu tun. Almosen können vor der ewigen Verdammnis retten, gute Werke bereiten auf das Leben im Jenseits vor. Es geht dem Menschen darum, sein Seelenheil zu retten. Die Angst um die Seele ist tiefsitzend und existenziell; um sie zu verkleinern, werden große Anstrengungen, zum Beispiel in Form von frommen Schenkungen und Stiftungen „pro remedio animae“ (d.h. für das Heil der Seele), unternommen.
Am 1. Mai 1412 tut Amplonius de Berka, fast 50-jährig und auf dem Weg zum Kleriker, einen enormen Schritt in Richtung Rettung seines Seelenheils: er stiftet mit 2.400 Gulden Grundkapital und der Hilfe des Erfurter Rates ein Kolleg im Haus „Zur Himmelspforte“ nahe bei der Kirche St. Michaelis, das nach ihm benannt wird („Collegium Magistri Amplonii“), und das einer festgelegten Zahl von an der Universität zu Erfurt studierenden Kollegiaten Kost, Logis und Studierraum bietet. Herzstück der „Himmelspforte“ ist die schon damals hochberühmte private Bibliothek des Amplonius, die ca. 633 Codices umfasste (eine Zahl, bei der so manche Universitätsbibliothek der Epoche nicht mithalten kann!) und die er seit 1410 akribisch in einem von ihm selbst handgeschriebenen Katalog systematisiert hat.
Mit seiner Stiftung von 1412, später – im Jahre 1423 – in einem Brief erneuert, und 1433 in Form eines Testaments letztmalig verfügt, verfolgt Amplonius, ganz Kind seiner Zeit, natürlich das eigene Seelenheil und die Rettung vor der ewigen Verdammnis. Gleichzeitig gelingt ihm so die Sicherung seines eigenen gesellschaftlichen Status sowie der grundlegende Schutz seiner „Bibliotheca Amplaniana“ vor dem Zugriff anderer Kräfte, und durch seine großzügige Förderung des Gemeinwohls sowie seine weitsichtige, über Jahrhunderte fortdauernde Unterstützung von Bildung und Wissenschaft macht er sich einen unsterblichen Namen.
So finden wir in der Person des Amplonius de Berka einerseits einen Menschen seiner Epoche, des Mittelalters, der aber andererseits mit seiner intelligent institutionalisierten Stiftung weit über die Grenzen seiner Zeit hinausweist. Die Grunddisposition des Amplonius: die eigene Person und ihr Schicksal fest im Blick, aber gleichzeitig für das Gemeinwohl handeln und „Gutes tun“, – dieser ambivalente Charakter macht Amplonius de Berka auch heute noch interessant und lässt ihn – auch für uns „moderne Menschen“ – beispielhaft erscheinen.
Sys willekomen heirre kerst, / want du onser alre heirre bis, / sys willekomen, lieve heirre, / her in ertriche also schone: / Kirieleys.
Mit diesen Zeilen begrüßten im Mittelalter Christen am Niederrhein und im Raum Aachen die Geburt Jesu. Was wir hier abgebildet sehen (s.o.) ist der vollständig überlieferte Text des ältesten bekannten deutschsprachigen Weihnachtsliedes. Er befindet sich in der Bibliothek des Rheinberger Mediziners und Kanonikers Amplonius de Berka und wurde um 1394 in der vorliegenden Form aufgeschrieben. Die Fundstelle in der „Bibliotheca Amploniana“ befindet sich in einer englischen Sammelhandschrift mit unterschiedlichen gelehrten Texten (CA 4° 332, fol. 105r). Dieser Kodex gelangte wohl gegen Ende des 14. Jhdts. nach Aachen, wo das Lied anscheinend auf einem leeren Blatt eingefügt wurde. Amplonius erstand die fragliche Sammelhandschrift wahrscheinlich in Köln.
Aus dem Bereich der Musik besaß Amplonius recht wenige Schriften. Sie befaßten sich hauptsächlich mit musiktheoretischen Fragestellungen, denn theoretische Musik gehörte zu den Sieben Freien Künsten, den Septem artes liberales, die an der Artistenfakultät der mittelalterlichen Universitäten gelehrt wurde. Daneben weist die Bibliothek des mittelalterlichen Gelehrten aber auch Anleitungen zum gottesdienstlichen Singen auf.
Prof. Kai Brodersen von der Universität Erfurt hat sich mit dem Lied beschäftigt und gibt dazu interessante Erläuterungen in seinem Aufsatz „Das älteste deutschsprachige Weihnachtslied: Bibliotheca Amploniana 4° 332, fol. 105r.“, in: Amplonius: Die Zeit. Der Mensch. Die Stiftung, Erfurt 2012, S. 235-236.