Aus dem Bücherschatz des Amplonius: „Viaticum peregrinantis, Lanfrancus Mediolanensis, Chirurgia maior und Chirurgia minor etc.“ (UB Erfurt, Dep. Erf., CA 4° 174). Initiale S und Lesepult nebst Stuhl mit der Umschrift „Amplonius de Berka“. – Um 1365 wird Amplonius in Rheinberg geboren. Die Familie lebt im „Haus zu den drei Fischen“ in der heutigen Underbergstraße, damals Marktstraße. Der Doktor der Medizin, Rektor der Universitäten Erfurt (1394/95) und Köln (1399), Leibarzt mehrerer Erzbischöfe, Chorbischof von St. Aposteln zu Köln und gelehrter Büchersammler wird für seine Vaterstadt wichtig durch seine großzügige Stiftung, die er am 1. Mai 1412 beurkundet: jeweils 9 Schüler der Rheinberger Lateinschule können durch die Stiftung des Amplonius in der „Himmelspforte“ in Erfurt unentgeltlich wohnen, an der Universität kostenlos studieren und – besonders wichtig! – die umfangreiche Bibliothek des Stifters nutzen.
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Januar 2024
Die abgebildete Initiale entstammt dem „Liber Problematum Aristotelis secundum speciem compilacionis“ (um 1290 geschriebenes Manuskript in der „Bibliotheca Amploniana“ – UB Erfurt, Dep. Erf. CA. 2° 263). Die hier abgebildet Initiale D zeigt einen Lehrer mit seinen Schülern. – Schüler und Lehrer gibt es in Rheinberg schon im Jahr 1337. In diesem Jahr wird Rheinbergs Lateinschule erstmals urkundlich erwähnt. In einer Urkunde zum Ankauf eines Hauses für die Abtei Kamp wird der „rector scholarium“ als Zeuge erwähnt: Wiricus ist der erste in einer langen Reihe von Schulleitern. In einer Urkunde aus dem Jahr 1388 erfahren wir, wo sich die Lateinschule befindet: „an der Steege“, die am Haus der Jungfer Sophia von Husen vorbeiführt.
Die Rheinberger Lateinschule, Keimzelle des heutigen Amplonius-Gymnasiums, zählt zu den ältesten Schulen im deutschen Sprachraum. Im Gegensatz zu den Stiftsschulen (z.B. in Xanten) handelt es sich bei der Lateinschule in Rheinberg um eine Lehranstalt in städtischer Trägerschaft (Ratsschule), wie verschiedene Stadtrechnungen und das Gelöbnis von Rheinbergs Bürgermeister und Magistrat vom 20. April 1433 belegen. Die Schule steht unter strenger Aufsicht durch den Magistrat. Einmal im Jahr führen Bürgermeister, Ratsherren und ein kirchlicher Vertreter eine Inspektion der Schule und eine Revision des Unterrichts durch. Für den/die Lehrer kann diese Besichtigung ernsthafte Konsequenzen bis zur Entlassung nach sich ziehen, sollten die Leistungen nicht den Anforderungen entsprechen.
Amplonius Novus wünscht ein gutes Jahr 2024!
Dezember 2012
Blatt aus einer Sammelhandschrift zur Astronomie, 1. Hälfte des 14. Jh., Italien (?), UB Erfurt, Dep. Erf. CA. 8° 84 Die Blätter 85 – 94‘ erhalten bei Schum den Titel „Alia collectio vaticiniorum“. Hier abgebildet ist „ein colorirter Engel in nicht gerade geschickter Ausführung“ (Schum).
Amplonius-Kalender 2024
Seit Beginn der Stiftung Amplonius NOVUS hat es jedes Jahr einen Kalender gegeben, der sich entweder mit der langen Geschichte des Amplonius-Gymnasiums beschäftigte oder Kunstwerke aus Schülerhand präsentierte. Einen ganz besonderen Schwerpunkt bildeten daneben immer wieder Kalender, die
bemerkenswerte Details aus den handgeschriebenen Büchern der „Bibliotheca Amploniana“ vorstellten.
Während der Corona-Pandemie gab es keine gedruckten Exemplare, vielmehr konnten die Kalender auf der Homepage der Stiftung (www.amplonius-novus.de) online angesehen und kostenlos heruntergeladen werden.
Für das Jahr 2024 wird es erstmals wieder einen gedruckten Amplonius-Kalender geben. Thematischer Schwerpunkt ist wieder einmal das Amplonius-Gymnasium mit seiner interessanten Geschichte – die Lateinschule als Vorläuferschule des heutigen Gymnasiums wurde erstmals 1337 urkundlich erwähnt – , seiner Beziehung zu Amplonius de Berka, dem großartigen Büchersammler und Stifter sowie den zahlreichen Facetten des Schullebens.
So beginnt der Kalender mit einer Schmuck-Initiale aus der amplonianischen Büchersammlung (heute wie vor Jahrhunderten in Erfurt angesiedelt), die einen Lehrer mit seinen Schülern zeigt. Einen direkten Hinweis auf Amplonius gibt das Februar-Blatt mit der historischen Skizze eines mittelalterlichen Lesepultes nebst Stuhl und der Umschrift „Amplonius de Berka“. Und die Festung Berka auf einer
historischen Matrikel der Universität Erfurt gibt eine Ahnung davon, wie Rheinberg früher einmal ausgesehen haben mag (Monatsblatt März 2024).
Näher an der Gegenwart sind Photos von verschiedenen Schulgebäuden angesiedelt: die ehemalige Lateinschule am Großen Markt (1919 abgerissen), die Rektoratschule in der Goldstraße, das heutige Gebäude an der Dr. Aloys-WittrupStraße, das über die Jahrzehnte ständig erweitert und ergänzt wurde
(Monatsblatt für April 2024).
Dann sind da noch einige Bilder, die vom lebendigen Schulleben Zeugnis ablegen: Tag der Offenen Tür, Kulturveranstaltungen wie z.B. eine Musical-Aufführung, Schüleraustausch (mit Suchbild) und Abiturientenspaß … Mehr soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden!
Den Kalender (mit ausführlichen Erläuterungen zu den Abbildungen als Beilage) gibt es für nur 7 Euro. Mit dem Reinerlös aus dem Kalenderverkauf wird die Arbeit der Stiftung Amplonius NOVUS unterstützt.
Der Amplonius-Kalender wird – natürlich! – im Amplonius-Gymnasium verkauft: am Elternsprechtag (17. November) und beim „Advent am Amplonius“ (1. Dezember) wird der Stiftungsvorstand in der Schule anwesend sein, um sein Produkt an die Frau und an den Mann zu bringen. Ansonsten kann der Kalender
im Schulsekretariat erworben werden und selbstverständlich sind auch online-Bestellungen willkommen – der Kalender wird dann per Briefpost zugestellt (die Mail-Adresse für Bestellungen lautet: amplonius-novus@t-online.de).
November 2023
UB Erfurt, Dep. Erf., UB Erfurt, Dep. Erf. CA. 2° 14; 1. Hälfte d. 14. Jh., Entstehungsorte nach Schum „zum größeren Theil aus England, zum kleineren aus dem Süden“. – Der erste Texte der Sammelhandschrift ist ein Kommentar zu Ovids „Metamorphosen“; Schum notiert: „Ovidii metamorphoseon commentarius“. Der Text beginnt mit den Worten: „Ovidius in lib. metham. primo intencionem suam“.
Oktober 2023
Die abgebildete Seite für den Monat Oktober 2023 entstammt einem Sammelband mit Texten von und über Aristoteles, entstanden in der 2. Hälfle des 13. Jh. in Frankreich (UB Erfurt, Dep. Erf., UB Erfurt, Dep. Erf. CA. 2° 39)
Der erste Teil des Sammelbandes ist ein Werk des antiken Philosophen Porphyrios (* um 233 in Tyros; † zwischen 301 und 305 in Rom). Porphyrios setzt sich mit den Schriften des Aristoteles auseinander; die vorliegende Seite entstammt der „Isagoge“ (Schum: „ysagogas“) und beginnt mit den Worten: „Cum sit necessarium Grisarori (!) …“
Porphyrios verfaßt seine „Isagoge“ im 3. Jahrhundert; es handelt sich um eine Einführung in die Kategorien-Schrift des Aristoteles. Diese Einführung in die aristotelische Logik wird in der Spätantike und im Mittelalter als Standardwerk der Logik außerordentlich einflußreich.
Amplonius NOVUS fördert 4 Stipendiaten
Am 22. September 1423 – also vor genau 600 Jahren!!! – schrieb Amplonius de Berka einen offenen Brief in deutscher Sprache an den Rat der Stadt Erfurt, um einen langwährenden Streit mit der Stadt gütlich zu beenden und das von ihm gestiftete Collegium „Zur Himmelspforte“ („eyn Collegium zou Erffurte genand zeu der hemelphorten“) zu bestätigen. Mit seinem in Köln ausgestellten 2. Stiftungsbrief erhöht Amplonius das Stiftungskapital seines Collegiums, um schließlich 17 Präbenden/Stipendien (13 Magistri und 4 unpromovierte Studenten) fördern zu können. Gleichzeitig betont er noch einmal die Schenkung seiner riesigen Bibliothek („alle myne buchere“) an die „Himmelspforte“.
1433, zwei Jahre vor seinem Tod, bekräftigt Amplonius noch einmal seine Stiftung und legt deren Statuten verbindlich nieder. Die Zahl der Collegiaten wird nunmehr auf 15 festgesetzt; die Besetzung von neun Stipendiatenstellen wird dem Rat seiner Geburtsstadt Rheinberg übertragen.
Mit 15 bzw. neun Stipendien kann die Nachfolgestiftung Amplonius NOVUS leider nicht aufwarten – wohl aber seit diesem Mittwoch mit vier (bisher zwei) Stipendiaten, die alle das Gymnasium, das den Namen des großen Sohnes der Stadt Rheinberg trägt, mit hervorragenden Noten absolviert haben.
Nachdem im Abiturjahrgang 2023 sechs Abiturienten für ihre Leistungen mit einem Büchergeld in Höhe von 100 Euro zum Einstieg in ein Hochschulstudium ausgezeichnet wurden, hat der Stiftungsvorstand um den ehemaligen Schulleiter Heinz Pannenbecker vier Anträge von studierenden Amplonianern auf ein Stipendium geprüft und einstimmig befürwortet. Damit erhalten eine Studentin der Zahnmedizin, eine Studentin des Lehramtes, ein Student der Psychologie und eine Medizinstudentin für ein Jahr ein Lebenshaltungsstipendium von monatlich 100 Euro. Das mag nicht viel erscheinen, hilft aber doch dabei, sich stärker auf das jeweilige Studium zu konzentrieren und nicht zu viel Zeit mit Nebenjobs zu vergeuden.
Bis zum Jahresende 2023 wird die Studienstiftung Amplonius Novus insgesamt 22.500 Euro für Stipendien investiert haben, – eine Summe, über die Amplonius de Berka sich sicherlich gefreut haben dürfte, denn ihm war schon früh klar, dass Bildung ohne handfeste und materielle Unterstützung nicht zu haben ist. Er würde aber sicherlich „seine“ Rheinberger auch dazu aufrufen, die Arbeit von Amplonius Novus zu unterstützen (IBAN DE40 3545 0000 1101 0368 44 bei der Sparkasse am Niederrhein), denn hier wird sein Stiftungsgedanke weitergeführt (seine eigene Stiftung wurde 1947 zwangsaufgelöst).
22. Sept. 1423: Zweiter Stiftungsbrief des Amplonius
Um 1421 gerät Amplonius mit dem Rat der Stadt Erfurt in Streit über seine Stiftung. Es geht ums liebe Geld und auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung droht Amplonius mit der Zurücknahme der Stiftung und dem Abzug seiner Büchersammlung aus Erfurt. Die Erfurter Universität, für das „Collegium Amplonii“ mit seiner berühmten Bibliothek sehr wichtig ist, wendet sich daraufhin an den Papst. Anfang 1423 kommt es zu einer richterlichen Entscheidung der Kurie zugunsten des Rates der Stadt Erfurt, woraufhin beide Seiten ihren Streit schnell beilegen. In einem in deutscher Sprache verfaßten offenen Brief bestätigt Amplonius noch einmal seine Stiftung sowie die Bücherschenkung und erhöht das Stiftungskapital durch Verzicht auf die ihm jährlich zustehenden Erträge aus seiner Leibrente bei der Stadt Erfurt, wodurch die Zahl der Stipendien (Präbenden) auf 17 erhöht werden kann (13 Magistri und 4 unpromovierte Studenten).
Den vollständigen Text des 2. Stiftungsbriefes finden Sie nachfolgend:
September 2023
Sammelband mit Texten des Aristoteles, u.a. „Physica“. Laut Schum datiert der Band wie folgt: „frühestes 14. Jh. 221 Bl., aus dem Süden“. – UB Erfurt, Dep. Erf. CA. 2° 30
Aristoteles (384-322 v. Chr.) ist sicherlich neben seinem Lehrer Platon der bedeutendste antike Philosoph. Seine Schriften über die Logik, die Naturphilosophie, die Metaphysik und die praktische Philosophie wurden seit dem 12. Jhdt. aus dem Arabischen in das Lateinische übersetzt und dem Abendland wieder zugänglich gemacht. Dadurch wurde das geistige Leben Europas ab dem 13. Jhdt. bereichert, auch wenn die Aufnahme der aristotelischen Schriften, die sich im Widerspruch zu den Lehren der katholischen Kirche befanden, nicht ohne Probleme erfolgte. Auch in der „Amploniana“ lassen sich Verurteilungen einzelner Aussagen des Aristoteles im Bereich der Naturphilosophie feststellen.
Trotzdem gilt Aristoteles im europäischen Mittelalter als der Philosoph überhaupt, als die Autorität des spätmittelalterlichen Geisteslebens, und so nehmen seine eigenen Werke in der „Amploniana“ einen großen Raum ein, ebenso wie die sog. „pseudo-aristotelischen“ Schriften (z.B. UB Erfurt, Dep. Erf. CA.. 2° 263) und die in Latein abgefaßten Kommentare, beispielsweise von Averroes (1126-1198), einem andalusischen Philosophen, Juristen und Arzt, der fast zu jedem Werk von Aristoteles einen Kommentar schrieb.
Amplonius, der ja auch Magister der Philosophie war, hat Aristoteles ebenfalls sehr geschätzt und – wie viele andere – in ihm die Autorität des Geisteslebens seiner Zeit gesehen.