September 2021

September     CA 2° 287: Hippocratis aphorismi a Galieno commentati – Aphorismen des Hippokrates mit einem Kommentar von Galen in der Übersetzung von Constantinus Africanus.

Die Hauptinitiale links auf der Seite zeigt ein ca. 17 cm großes rotes „P“: „Prefacio domini constantini affricani montis cassiensis monachi ad glauconem discipulum suum. Licet peticionibus tuis continuis …“

Die Initiale „U“ zeigt „ein größeres bunt ausgeführtes lebendiges Bild einer ärztlichen Consultation, das durch die Tracht einer weiblichen Figur für die damalige Zeit äußerst characteristisch ist“ (Schum, aaO, S. 195). Die Miniatur zeigt einen Arzt mit Uringlas, der zu einem Patienten spricht. Im Hintergrund ist das Labor des Arztes zu sehen sowie eine weitere Person.

Der Text beginnt: „Uita breuis, ars vero longa, tempus autem acutum experimentum vero fallax iudicium autem difficile …“ „Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang, die Gelegenheit vorübergehend, die Erfahrung verräterisch, die Beurteilung schwierig …“

Der Kommentar beginnt acht Zeilen danach mit der blauen Initiale „P“: „Plurimi interpretes huius libri …“

Constantinus Africanus (gest. um 1087) war ein nordafrikanischer medizinischer Forscher, Fachautor und Übersetzer an der medizinischen Schule von Salerno in Süditalien. Durch seine Übersetzungstätigkeit – er übersetzt z.B. Hippokrates und Galen – wird auch die praktische arabische Medizin für die Ärzte im mittelalterlichen Europa zugänglich. Von Salerno aus gelangen die Erkenntnisse und Lehrbücher an die Universitäten von Bologna und Paris und natürlich auch nach Erfurt und in die Amploniana.

Die Handschrift Hippocratis aphorismi a Galieno commentati wurde am 9. Dezember 1468 durch den Rheinberger Studenten Hermann Umbehouwen „in stuba“ des Collegium Amplonianum vollendet. Es existiert am Schluß der folgende Eintrag: „Expl. amph. Yp. cum comm. G. per Hermannum Umbehouwen de Bercka a. D. millesimo quadringentesimo scxagesimo octavo die vero nona mensis Decembris in stuba eiusdem B. collegii Porte celi Amploniani.“

Hermann stammt aus Rheinberg und wird 1458 als 41. Kollegiat am Collegium Amplonianum aufgenommen. 1467 wird er magister artium und studiert dann Medizin. Er promoviert nicht in Erfurt und ist nach seinem Studium Arzt in Stendal und Lüneburg.

In der Bibliotheca Amploniana findet sich unter der Signatur CA 4° 218 eine von Umbehouwen gestiftete Sammlung medizinischer Texte.

Nicht geklärt ist, ob dieser Hermann Umbehouwen identisch ist mit jenem „dankbaren Schüler namens Unbehoven aus Rheinberg“, der laut Paul Feltes „am Anfang des 16. Jahrhunderts einen neuen Grabspruch in lateinischer Sprache“ in St. Aposteln zu Köln anbringen ließ. Nachfolgend der von Feltes veröffentlichte Text:

„Dieses bescheidene Grab birgt Amplonius sterbliche Reste. / Kalter, nüchterener Stein deckt ein ruhmvolles Leben zu. / Aber weil er sein Leben erhabener Weisheit gewidmet hat, / gegen Unglück den Kampf mit tapferem Herzen aufnahm, / schenkte ihm Gott ein gutes Geschick, Reichtum und klugen Rat. / Ewig wird die Nachwelt ihm dankbare Kränze winden, / niemals geht er ein in der Vergessenheit Grab.“

Feltes‘ Quellen bleiben im Dunkeln; sicher aber ist das Epitaph aus der Feder des Erfurter „poeta laureatus“ Christophorus Aulaeus, das dieser in seinen „Luctuum libri duo“ aufnahm, einer Sammlung von Trauergedichten, die er 1547 veröffentlicht hat.