Happy birthday, Amplonius!
Ein genaues Geburtsdatum von Amplonius Rating de Berka kennen wir nicht.
Er ist wahrscheinlich um das Jahr 1365 in Rheinberg geboren worden.
In diesem Jahr also können wir den 650. Geburtstag von Amplonius feiern!
Amplonius Elternhaus stand in der Marktstraße, der heutigen Underbergstraße. Das Gebäude, das heute an dieser Stelle steht, trägt den Namen „Haus zu den drei Fischen“ und es ist bemerkenswert, dass auch im Siegel des Amplonius und im Siegel seiner Stiftung, dem „Collegium Amplonianum“, ein Schild mit drei Fischen vorkommt.
Über seine Eltern ist nichts bekannt, wohl aber wird im 14. Jahrhundert in verschiedenen Rheinberger Urkunden der Name ‚Rating‘ genannt. Dies bedeutet, dass die Familie seines Vaters ursprünglich aus Ratingen bei Düsseldorf stammte.
Doch schon die Schreibung seines Namens ist unsicher: ‚Amplonius Ratingk de Berka‘, ‚Amplonius Rating de Bercka‘, wie er sich zuletzt selber schrieb. Das verbürgt immerhin mit Sicherheit, dass er aus unserem alten Rheinberg stammt.
Anscheinend waren die Eltern von Amplonius recht wohlhabend, denn sie konnten sowohl ihrem Sohn Amplonius als auch seinem Bruder Petrus ein Universitätsstudium finanzieren: Amplonius promovierte an der medizinischen, Petrus machte einen Abschluss an der juristischen Fakultät.
Der weitere Lebensweg des Amplonius de Berka ist entscheidend dafür, dass wir seiner heute noch gedenken.
Stifter und Bildungsförderer
Amplonius de Berka wurde vor 650 Jahren geboren. Warum sollten wir also dieses Mannes gedenken?
Amplonius war derjenige, der erstmals für junge Menschen aus Rheinberg den Zugang zur universitären Bildungslandschaft eröffnete und ihnen ein Sprungbrett für akademische Laufbahnen schuf. Sein Tun zeigt ihn als weitsichtigen und nachhaltig handelnden Mäzen, der sozial verantwortungsvoll seine finanziellen Ressourcen für das Wohl anderer Menschen einsetzt, beispielhaft Gutes initiiert und für die Gemeinschaft Sinnvolles bewirkt.
Zwei Daten sind in diesem Zusammenhang wichtig: der 1. Mai 1412 und der 20. April 1433.
Am 1. Mai 1412 vermachte Amplonius seine bedeutende Bibliothek – die heute noch in Erfurt existierende „Bibliotheca Amploniana“ – einer von ihm an der Universität Erfurt eingerichteten und mit seinem Vermögen finanzierten Studienstiftung, dem „Collegium Amplonianum“ oder „Collegium Porta Coeli“ („Zur Himmelspforte“).
Es ist das Verdienst unseres Mannes aus Berka, dass er die beiden geographischen Punkte – hier das niederrheinische Rheinberg, da die bedeutende Universitätsstadt Erfurt, die durchaus ein geistiges Zentrum Mitteleuropas genannt werden darf – miteinander verbindet. Der 1. Mai 1412 steht symbolisch für einen Brückenschlag zwischen den beiden Städten, oder genauer: zwischen den Institutionen der „Alma mater Erfordensis“ und der „Schola Berkensis“, der Lateinschule Rheinbergs, der Vorläuferschule des heutigen Amplonius-Gymnasiums.
Amplonius öffnet die „Himmelspforte“ in Erfurt für Rheinbergs Jugend und beginnt auf einmalige Weise eine beispielhafte Bildungsperspektive zu Gunsten seiner Heimatstadt. Er bewirkt durch seine Stiftung, dass jeweils neun junge und begabte Schüler der Lateinschule, der Vorläuferschule des heutigen Amplonius-Gymnasiums, vom Rheinberger Rat benannt werden und anschließend kostenfrei in Erfurt leben und studieren können. So stärkt er durch sein großzügiges und weitsichtiges Werk die Rheinberger Lateinschule dauerhaft und fördert die Bildungslandschaft in seiner Heimatstadt durch einen genialen Quantensprung.
Am 20. April 1433 stärkt Amplonius die Rheinberger Bildungslandschaft erneut durch seine „Sonderstiftung Rheinberger Lateinschule“: Er schenkt der Stadt Rheinberg 300 Goldgulden mit folgender Maßgabe: die Lateinschule soll davon unterhalten und ein Rektor besoldet werden, der den möglichen Kandidaten der „Amplonianischen Stiftung“ das erforderliche Rüstzeug für das Studium in Erfurt vermitteln soll.
Um sicherzustellen, dass dieser Rektor die erforderlichen Voraussetzungen erfüllt, muss er Magister aus dem Erfurter „Kolleg Zur Himmelspforte“ sein und vor allem aus Rheinberg stammen. Er muss seiner Aufgabe in der Heimatstadt für vier Jahre nachkommen und kehrt dann zum Abschluss seiner eigenen Studien in die Himmelspforte zurück.
Dies ist Qualitätssicherung à la Amplonius!
Am 20. April 1433 geloben Bürgermeister und Stadtrat dem „magister Amplonius de Bercka in artibus magister et in medicina doctor phisicus“ bis auf ewige Zeiten einen Schulmeister zu besolden „onse kinder to leeren in kunsten ind seden“.
Die Stadtvorderen bekennen sich zur Amplonianischen Bildungsoffensive und geloben ihr immerwährende Unterstützung.
In Rheinberg ist seitdem – und bis in die Gegenwart – eine gute weiterführende „Höhere Schule“ angesiedelt. Diese „Höhere Schule“ kooperiert erfolgreich mit einer hervorragenden Universität und einer anerkannten und geachteten Studienstiftung und bietet so zahlreiche interessante Weiterbildungschancen und Aufstiegsmöglichkeiten.
Die fortgeführte Tradition
Die Amplonianische Stiftung ist von Anfang an erfolgreich: zwischen 1438 und 1517 erhalten einundzwanzig Magister aus dem „Collegium Amplonianum“ die höchste akademische Würde des Rektors der Universität Erfurt, zehn von ihnen sind Rheinberger! Weitere Rheinberger werden in Erfurt Dekane verschiedener Fakultäten, andere erhalten die Rektor-Würde an bekannten Universitäten (wie z.B. 1462 Gerhard Imhof in Basel, 1466 Johannes Pilgrim in Köln …).
Die Stiftung überdauert die Jahrhunderte. 1803 besteht das Stiftungsvermögen noch aus diversen Häusern, Mobiliar, der „Bibliotheca Amploniana“, einem Kapitalvermögen in Höhe von 10.300 Meißner Gulden, Landbesitz. 1826, zehn Jahre nach Auflösung der Universität Erfurt, wird die Stiftung durch die Regierung Preußens neu strukturiert, wobei Rheinbergs Vorschlagsrecht im Kern erhalten bleibt.
Erst im 20. Jahrhundert wird die ehrwürdige Stiftung des Amplonius durch einen formalen Akt beendet: Am 26. März des Jahres 1947 hebt sie der damalige thüringische Minister für Justiz mit einem Federstrich auf. Ihre damals noch bestehenden Vermögenswerte werden (gemeinsam mit denen der anderen ebenfalls aufgelösten Stiftungen) per Erlass der Vereinigten Kirchen- und Klosterkammer mit heutigem Sitz in Erfurt zugeführt.
Der Stiftungsgedanke des Amplonius kommt 1947 nach 535 Jahren – vorläufig – zum Erliegen. 65 Jahre später, anlässlich der Feiern zum 600-jährigen Bestehen der „Bibliotheca Amploniana“ im Mai 2012, erlebt die Stiftungsidee des mittelalterlichen Gelehrten und Förderers der Rheinberger Bildungslandschaft ihre Wiederbelebung und zum Jahresbeginn 2014 kann die neue Stiftung Amplonius NOVUS dank der großzügigen Unterstützung zahlreicher Rheinbergerinnen und Rheinberger mit einem Stiftungskapital von 50.003 Euro an den Start gehen.
Seitdem ist die Stiftung Amplonius NOVUS aktiv:
– Bereits 2013 erhielten die beiden besten Abiturientinnen / Abiturienten des Amplonius-Gymnasiums ein Büchergeld in Höhe von einmalig 150 Euro für die Anschaffung von Büchern für ihr Studium. Diese Fördermaßnahme wurde beim Abitur 2015 zum dritten Mal wiederholt; es wird sie auch bei den kommenden Abiturabschlüssen geben!
– Aus vier Bewerberinnen und Bewerbern hat der Stiftungsvorstand auf der Grundlage der Stiftungssatzung und der Richtlinien für die Vergabe von Studienstipendien einen Stipendiaten ausgewählt, der ab Oktober 2014 ein Jahr lang mit monatlich 100 Euro unterstützt wird.
– Gerade jetzt, im Jubiläumsjahr des Amplonius, hat der Stiftungsvorstand diese Maßnahme für ein weiteres Jahr für den bisherigen Stipendiaten verlängert. Weitere Stipendien sind möglich …
– Zur Unterstützung der Stiftungsaktivitäten hat Amplonius NOVUS zum zweiten Mal einen Kalender herausgegeben, den „Kunstkalender 2016“.
Der Kalender – vorgelegt im Format DIN A3 – zeigt zwölf Arbeiten von Schülerinnen und Schülern des Amplonius-Gymnasiums, die mit viel Phantasie, Kreativität und Können zu unterschiedlichen Themenbereichen in verschiedenen Techniken und mit diversen Materialien ausgeführt worden sind.
Der Kalender kostet nur 9,50 Euro. Er ist im Sekretariat des Amplonius-Gymnasiums, bei den Kunstlehrerinnen und Kunstlehrern und an weiteren Verkaufsstellen in der Schule erhältlich. Auch beim anstehenden Elternsprechtag (20.11.2015) oder beim kommenden „Weihnachtsfest am Amplonius“ (27.11.2015) kann der Kalender erworben werden.
Er kann auch per eMail bestellt werden (amplonius-novus@t-online.de); er wird dann rechtzeitig geliefert!
Der Reinerlös aus dieser Kalenderaktion kommt der Studienstiftung Amplonius NOVUS zu Gute bzw. den von ihr geförderten jungen Menschen.
Die Stiftung Amplonius NOVUS steht nach wie vor allen Interessierten offen!
Im Interesse der jungen Talente des Amplonius-Gymnasiums wäre es begrüßenswert, wenn sich weitere Stifterinnen und Stifter finden würden.
Auf der Stiftungs-Homepage (www.amplonius-novus.de) finden sich zusätzliche Informationen zu Amplonius NOVUS. Weiterhin gibt es Informatives zu Amplonius de Berka und zur Geschichte der Schule, die seinen Namen trägt.
Amplonius hätte sich bestimmt gefreut, hätte seine Geburtsstadt Rheinberg ihm zu seinem Geburtstag gratuliert! Also (zumindest von hier aus): Happy birthday, Amplonius!